Finn (vormals Bogar)

Liebe Frau Hengstschläger, 

es ist jetzt genau 248 Tage her, dass wir unseren Finn (vormals Bogar) kurz hinter der ungarischen Grenze am 22. Juni 2024 abgeholt haben. Das kurze Video und die Bilder von „Bogar“ hatten uns sofort überzeugt, dass das unser nächster vierbeiniger Begleiter werden sollte. Der arme Bub, der damals 5 Jahre alt war und seit 3 Jahren im Heim saß und den niemand wollte, weil er schwarz und wuschelig war.

Finn hatte sich sehr schnell an seinen neuen Namen gewöhnt und war auch schon am nächsten Tag gut aufgetaut. Wir waren sehr angenehm überrascht, wie leicht es Finn und uns gefallen ist, sich an die neue Situation zu gewöhnen.

Allerdings, nach ca. 3 Wochen, sollten wir eines Besseren belehrt werden – denn nach dieser Zeit, bekamen wir das eigentliche Wesen von Finn zu Gesicht. Er hatte sich in dieser Zeit so extrem auf mich fixiert, dass als ich ins Büro zum Arbeiten fuhr, er nicht zu beruhigen war, obwohl noch jemand zu Hause war. Retrospektiv sprechen wir von jenem Tag nur mehr als „der schwarze Dienstag“. Endloses hin und her Gerenne begleitet von anfänglichem Wimmern, das sich nach 7 Stunden zu einem ausgewachsenen hysterischen Gebell entwickelt hatte, waren ein Albtraum.

Des Weiteren hatte Finn beschlossen, andere Hunde, die uns entweder auf der Straße beim Spaziergang oder in ihren jeweiligen Gärten begegneten, zu Erzfeinden zu erklären und eskalierte nur mehr an der Leine, sodass wir eine Zeit lang gar nicht mehr mit ihm spazieren gehen konnten.

Abgesehen davon, waren andere Themen wie etwa allein bleiben, Futter angreifen, Streicheln oder Bürsten gar nicht möglich da er sofort zu Knurren begann. Auch wenn etwas nicht nach seinen Vorstellungen geschehen ist, hat er aus Protest überall hin uriniert.

Nach Woche 4 im Horror beschlossen wir eine Hundetrainerin zu Rate zu ziehen, die uns helfen sollte, all diese Baustellen mit Finn zu bearbeiten. Jedoch hatte sich nach ein paar Wochen herausgestellt, dass ihre Trainingsmethoden bei Finn leider gar nicht nützten, da er so arg im Tunnel war, dass gar nichts mehr half.

Ende September wechselten wir dann zu einer anderen Hundetrainerin und diese war der lang ersehnte Goldgriff, da bei uns allen 3 schon die Nerven blank gelegen haben. Schon nach 2 Trainingswochen hatten wir die ersten Erfolge und es hat sich herausgestellt, dass unser Finn einfach nur klare und klar kommunizierte Regeln braucht, um ihm Entscheidungen abzunehmen und zu zeigen, wie ein entspanntes Miteinander für Hund und uns Menschen funktioniert.

Mittlerweile schaffen wir schon gut 2 Stunden, dass Finn alleine bleiben kann, dass wir entspannt an Hunden in Gärten vorbeigehen, er in sein Bettchen geht, wenn wir Besuch bekommen und er nicht zur Gartentür läuft, und die halbe Welt verbellt, wenn sich draußen etwas tut. Nur die uns beim Spazierengehen entgegenkommenden Hunde findet er noch immer nicht toll - aber auch das werden wir mit viel Geduld noch hinbekommen.

Das Bürsten akzeptiert er auch schon sehr gut, abgesehen von seiner Brust, aber selbst da kommen wir gut voran und er bringt es immer schneller „hinter sich“. Selbst das Fressen lässt er sich jetzt anstandslos wegnehmen, und unser Giftködertraining zum Ausspucken von Sachen hat er auch schon gut verstanden und beherzigt (als wir das eine Mal in der Küche den Mistkübel nicht zugemacht hatten 😊).

Es hat sich herausgestellt, dass unser Finn ein altdeutscher Hütehund vom Schlag „Strobel“ ist und somit erklärt sich auch sein einzigartiger Charakter und seine Bedürfnisse von klarer Kommunikation.

Jetzt, in Monat 8, nachdem wir Finn bei uns aufgenommen haben, denke ich, dass wir einen guten Einblick geben können, wie es ihm und uns ergangen ist. Ich möchte mir die Zeit nehmen, um hier ausführlich zu berichten, da Finn für uns ein echt besonderer Hund ist (er ist unser 6. Hund in 35 Jahren aus dem Tierschutz) und wir wirklich nicht mit solchen Hürden gerechnet haben.

Mir ist es sehr wichtig, einerseits zu berichten mit welchem Stress und welcher Ratlosigkeit wir zu kämpfen hatten – und dass auch nicht jeder Hundetrainer für jeden Hund geeignet ist (denn davon wird einem auch nie berichtet).

Andererseits möchten wir aber ebenso betonen, dass obwohl unsere Anfangszeit wirklich schwierig war, wir jetzt eine umso schönere und entspanntere Zeit mit unserem Finn genießen und wir ihn nicht mehr missen wollen! All das harte Training zahlt sich aus, wenn man dranbleibt und nicht aufgibt (obwohl wir an manchen Tagen wirklich kurz davor waren).

Alles in allem hat sich Finn trotz seines fortgeschrittenen Alters von 5 Jahren, wirklich ins Training reingehängt und versteht jetzt immer besser, wann und was von ihm verlangt wird.

Generell arbeitet Finn sehr hart daran, sich zu entspannen und nicht immer auf „habt Acht“ zu sein und es gelingt ihm von Tag zu Tag besser. Wir haben beschlossen, dass 2025 vollkommen auf Finns Training abzielt, sodass wir nächstes Jahr, 2026, hoffentlich endlich alle zusammen in Urlaub fahren können und unser kleines Glück krönen können.

Jetzt, nach 8 Monaten, viel Training, einigen Tränen, so machen Rückschlägen aber noch viel mehr Erfolgen und Lachen sind wir als Team zusammengewachsen und schätzen die gemeinsame Zeit sehr. Gemeinsame Kuscheleinheiten und ausgelassenes im Garten spielen sowie schöne Spaziergänge gehören mittlerweile zu unserem Alltag. Finn ist ein richtig toller Begleiter geworden und genießt jetzt seine Zeit endlich ein zu Hause zu haben und ein geliebtes Mitglied der Familie zu sein.

Es ist uns sehr wichtig zu betonen, dass unser ausführlicher Bericht zeigen soll, dass sich mit Willen und Training wirklich viel vor allem bei bereits erwachsenen Hunden aus dem Tierheim bewegen lässt. Auch wenn es keine einfache Zeit ist, macht sich all die Anstrengung bezahlt! Bitte immer dranbleiben, und wenn es sein muss, erstmal das Geld für den Urlaub in das Hundetraining investieren 😊

Anbei senden wir Ihnen ein paar Fotos von unserem Finnibert und wünschen allen Adoptanten, dass sie es entweder einfacher haben oder genauso durchhalten wie wir 😊

Alles Liebe,
Ursula Fleischmann & Elisabeth Sailer & Finnibert Strobel

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